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Ihr kennt wahrscheinlich bereits die Antwort, wenn man Kinder fragt, welche Toppings sie auf ihren Eisbecher haben möchten, oder!? Ganz genau: Alle, die es gibt! Solange es bunt und süß ist, schrecken sie meist auch nicht vor die eigenartigen Kombinationen zurück. Schaut man sich nun diesen Sommerklassiker aus den Philippinen an, könnte man schnell meinen, dass hier ein Kind am Werk war. Und auch der Name des Desserts beschreibt sehr gut seinen wilden Look, denn Halo-halo bedeutet „Mischmasch“ auf Tagalog.

Doch nicht nur Kinder bekommen große Augen, wenn sie den wilden Mix zu sehen bekommen. Heutzutage ist Halo-Halo das beliebteste Dessert der Philippinen. Und das bei Jung und Alt gleichermaßen. In dem tropischen Land, wo alle stets nach einer Abkühlung von der sengenden Hitze suchen, bietet die Süßigkeit mit geschabtem Eis die ersehnte Erfrischung.

Ob an einem Straßenstand oder im Nobelrestaurant, Halo-Halo gehört einfach auf jedes Menü. Keine Speisekarte wäre komplett ohne die zuckersüße Leckerei. Selbst die philippinische Fast-Food-Kette Chowking nahm das Dessert dauerhaft ins Sortiment auf und hatte sogar einen besonderen Einfluss in dessen Entwicklung, zu dem wie wir es heute kennen. Letztendlich waren sie diejenigen, die die typische Schreibweise erfanden. Grammatikalisch korrekt müsste es nämlich “haluhalo” heißen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die bunte Mischung schnell Chowkings beliebtesten Produkt wurde.

Gleichzeitig expandiert mit Jolibee gerade ein weiterer philippinischer Fast-Food-Liebling in die ganze Welt. Erfolgsrezept unter anderem: natürlich Halo-Halo. So ist es nicht unüblich vor den neuen Läden in den USA und anderen Ländern endlose Schlangen an Menschen zu sehen, die gerne stundenlang für ihre Dosis der bunten Süßigkeit anstehen. Aber was hat es denn nun mit diesem Hype auf sich?

Ein Regenbogen Aus Süßigkeiten

Dann lasst uns mal schauen, worum es sich nun bei dem beliebten Chaos handelt. Das geschichtete Dessert ist ein bunter Mix aus den verschiedensten Süßigkeiten und kommt in vielen möglichen Variationen daher. Dennoch gibt es ein System und jedes echte Halo-halo kann auf bestimmte Grundzutaten nicht verzichten. Dazu gehört, ganz Vorne weg, geschabtes Eis oder sogenanntes “Shaved Ice”. Dieses wird mit Mungbohnen, Kidney-Bohnen, Kichererbsen, Kokosnussstreifen (Macapuno), Saba-Kochbananen und gestampftem, jungem Reis (Pinipig) ergänzt.

Moment mal…Bohnen in einem Dessert? Ja, ihr habt richtig gehört. Auch wenn es sich für uns Westler komisch anhören mag, geben die Bohnen und anderen Hülsenfrüchte dem Ganzen einen doch ganz besonderen Geschmack und Konsistenz. Das vorherige Kochen verleiht ihnen bereits eine natürliche Süße, die zusätzlich mit Zucker verstärkt wird. Ein Halo-Halo ohne diese süßen Bohnen wäre einfach nicht das Wahre.


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Zu diesen Basics werden dann je nach Region und Belieben weitere, nicht weniger süße, Zutaten hinzugegeben. Beispiele hierfür sind Geleewürfel, Jackfrucht, Mango, Kaong-Palmfrucht, Maraschino-Kirschen, Tapioca oder Sago-Stärke. Bei einer besonders beliebten Zutat handelt es sich um eine weitere Spezialität der Philippinen, von der ihr möglicherweise noch nie gehört habt: Nata de Coco. Das zähe, milchige Gelee wird durch Fermentieren von Kokoswasser gewonnen. Wie ihr seht, könnten wir immer weiter mögliche Toppings aufzählen. Die Liste ist schier unendlich.

Wer sich jetzt fragt, warum wir mit keinem Wort diese wunderschöne Kugel lilafarbene Eiscreme erwähnt haben, hat genau ins Schwarze getroffen. In der modernen Version des philippinischen Desserts zieht das purpurne Ube-Eis wohl die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Bei Ube handelt es sich um eine besondere Sorte lilafarbenen Yams, die in den Philippinen heimisch ist. Besonders in gekochter und pürierter Form als Ube Halaya, wurde die Wurzel eh und je aufgrund ihres nussig süßen Geschmacks und der lebhaften Farbe zum Verfeinern von Süßspeisen verwendet. Während diese klassische Variante schon seit langer Zeit in Halo-Halo verwendet wird, ist die Eiscreme eher eine neuere Beigabe.



Sind nun also die unterschiedlichen Früchte, Bohnen und anderen Süßigkeiten in einer Schale oder einem hohen Glas aufeinander geschichtet und mit geschabtem Eis bedeckt, wird dem Ganzen noch eine großzügige Portion Kondensmilch verpasst. Ube-Eiscreme, klassisches Ube Halaya oder Leche Flan krönen die Kreation. Und da mehr nunmal mehr ist, ist es auch kein Verbrechen alle drei zu kombinieren.

Eine kleine Anmerkung an dieser Stelle, um Erwartungen zu managen: nachdem man diese Kreationen in den strahlendsten Farben gesehen hat, wünscht man sich natürlich auch ein genau solches Exemplar. Allerdings hängt es nun von den verwendeten Zutaten ab, inwiefern dieses wirklich wie auf den Bildern ausfällt. In den meisten Spots, die frische Früchte und Bohnen verwenden, sind diese meist nicht ganz so farbenfroh wir ihre Äquivalente aus Fast-Food-Ketten. Dennoch kein Grund enttäuscht zu sein. Zwar mag es die hübsche Erscheinung gewesen sein, die unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, aber am Ende zählt doch eindeutig der Geschmack. Und was die weniger lebhaften Komponenten an Aussehen einbüßen, machen sie an Geschmack wieder wett. Für den Rest gibt es ja immer noch einen passenden Instagram-Filter.

Mehr Als Ein Willkürliches Mischmasch

Ja, es stimmt. Schaut man sich an, welche Zutaten für das beliebte Dessert verwendet werden, könnte man schnell meinen, dass jemand einfach alles zusammengeworfen hat, was er in der Speisekammer finden konnte. Letztendlich gibt es auch nicht das eine Rezept oder die eine richtige Zusammenstellung. Da wären einfachere Varianten mit nur den Grundzutaten bis hin zu ausgefallenen Variationen, die alle Nuancen des Regenbogens aufweisen. Jedes Restaurant und jede Familie hat ihr eigenes Lieblingsrezept – wenn man das überhaupt Rezept nennen kann.

Nichtsdestotrotz ist eine Sache sicher: die Komposition der süßen Leckerei ist alles andere als willkürlich. Denn jedes einzelne Topping spielt eine eigene, komplettierende Rolle in der Zusammenstellung. Während die Zutaten variieren mögen, sind Geschmäcker und Konsistenzen sorgfältig aufeinander abgestimmt und bilden eine perfekte Einheit. Mehlige Bohnen, zähe Gelatine, zarte Kokosnuss, knuspriger Reis, kaltes Schabeeis, cremige Kondensmilch und Ube-Eiscreme und wabbeliges Gelée und Leche Flan – all diese Einzelheiten verbinden sich zu einem Potpourri aus geschmacklichen Empfindungen. Jeder Löffel ist anders und nimmt dich mit auf ein neues Geschmackserlebnis.



Ein Wahrlich Multikulturelles Dessert

Die heute so facettenreiche Kreation stammt ursprünglich von einer viel simpler Spezialität ab. So soll Halo-Halo aus dem japanischen Kakigōri hervorgegangen sein. Angeblich brachten Vorkriegsmigranten aus Japan das traditionelle Dessert mit auf die Philippinen. Zu Beginn wurden zunächst nur gekochte rote Bohnen oder Mungo-Bohnen, Zucker und Milch zum geschälten Eis hinzugegeben. Dieser einfach Vorgänger war unter dem Namen „Mong-Ya“ allseits bekannt.

Doch bereits diese Variante wäre ohne die Verfügbarkeit von Eis nicht möglich gewesen, was über lange Zeit auch keine Selbstverständlichkeit in dem tropischen Land war. Die Amerikaner brachten als Erste in den 1920ern Eis mit dem Schiff auf die Philippinen. Kurz darauf errichteten sie die allererste Eisfabrik des Landes. Begünstigt durch die Nähe zur sogenannten Insular Ice Plant, begonnen tüchtige Japanische Siedler in Manilas Quinta Market den Vorgänger des heutige Halo-Halo zu verkaufen. Bewohner der Gegend wie auch Marktbesucher begrüßten die Neuheit sofort mit offenen Armen. Eine Win-Win-Situation für Filipinos, die von nun an die erfrischende Leckerei genießen durften, wie auch für Exil-Japaner, die sich so ein Einkommen in der neuen Heimat ermöglichten. Nach und nach ploppten so in Metro Manila immer mehr Läden auf, die die bunte Süßigkeit zunächst in der Stadt und später im ganzen Land verbreiteten

Mit der Zeit hielten immer mehr lokale Zutaten Einzug in das zuckersüße Chaos. Letztlich komplettierte der spanische Leche Flan das Gericht und machte es zu einer wahrlichen Repräsentation des kulturellen und kolonialen Erbes der Philippinen. Ein Nebeneinander Philippinischer, Amerikanischer, Japanischer sowie Spanischer Einflüsse.



So Macht Man Halo-Halo Zu Hause

Zunächst eine gute Nachricht. Halo-Halo zu Hause nachzumachen ist absolut keine komplizierte Angelegenheit. So werden grundsätzlich alle Komponenten einfach übereinander geschichtet. Zumindest ist das der Fall solange man fertige Zutaten aus Konserven und Gläsern benutzt. Eine weit verbreitete Methode für die man sich nicht schämen muss. Denn auch Filipinos greifen meist zu diesen bequemen Alternativen. Es sei denn, es handelt sich um spezialisierte Läden oder Stände, die sich damit rühmen, ihre Zutaten frisch herzustellen.

Die größte Herausforderung für alle, die nicht an Orten mit großer philippinischer Bevölkerung leben, dürfte in der Verfügbarkeit der einheimischen Zutaten liegen. Besonderheiten wie Nata de Coco oder Pinipig dürfte etwas schwieriger zu bekommen sein. Mit etwas Glück könnt ihr diese jedoch in eurem lokalen Asia-Supermarkt finden. Sollte das nicht der Fall sein, könnt ihr es immer noch online versuchen. Um euch die Suche etwas zu erleichtern, haben wir Amazon durchforstet und weiter unten einige Optionen aufgelistet.

Die gute Nachricht ist, dass man je nach Belieben bestimmte Zutaten einfach weglassen oder andere hinzufügen kann. Macht euch also keine Sorgen, wenn ihr nicht jede einzelne empfohlene Komponente auftreiben könnt. Dennoch sollte man versuchen die Vielfalt an Geschmäckern und Konsistenzen möglichst gut nachzuahmen, da gerade diese das philippinische Dessert so besonders machen. Um euch eine bessere Idee zu geben, was ins Original denn so alles rein kann, haben wir hier eine kleine Anleitung zusammengestellt.


Hier Gibt’s Alles, Was Ihr Braucht


Ein weiteres “Problem” mit der großen Vielfalt an unterschiedlichen Zutaten liegt darin, dass es kaum Sinn macht, nur eine Portion zuzubereiten. Das Ergebnis wären mehrere geöffnete Gläser und Konserven, die im Kühlschrank vor sich hin gammeln. Möchtet ihr also das komplette Sortiment an Komponenten in eurer Kreation haben, empfiehlt es sich Halo-Halo als Dessert auf einem Geburtstag oder bei einem Besuch von Freunden anzubieten. So könnt ihr zumindest alles gleich aufbrauchen und alle haben etwas davon.

Was also tun, wenn man alleine ist und trotzdem eine wahnsinns Lust auf die süße Leckerei verspürt? Nicht verzweifeln! Wir haben glücklicherweise einen fertigen Halo-Halo-Mix gefunden! Zwar enthält dieser nicht die gesamte Palette an Süßigkeiten. Jedoch wird der Kompromiss durch die Bequemlichkeit der Fertigmischung gerechtfertigt. Und den gewünschten Zuckerschock liefert sie allemal.

Ein letztes Detail, das man bei der Zubereitung von Halo-Halo unbedingt beachten sollte, ist die Form des Eises. Es empfiehlt sich in jedem Fall  geschabtes Eis (Shaved Ice) anstatt Crushed Eis oder Eiswürfeln zu verwenden. Die fein geschabten Flocken vermischen sich besser mit den anderen Zutaten und saugen die süße Kondensmilch besonders gut auf.

 

 

Für alle die nun nicht in den Tropen leben, wird das klassische Halo-Halo wohl eher ein Sommer-Dessert bleiben. Aber keine Sorge! Ihr müsst im Winter nicht komplett auf das himmlische Dessert verzichten. Eine großartige Variante von den Visaya-Inseln hilft die kalten Monate zu überbrücken. Das sogenannte „Binignit“ enthält letztendlich die gleichen Zutaten, die jedoch, anstatt mit Eis, in heißer Kokosmilch serviert werden. Auf den Philippinen ist dieses Gericht auch unter dem Namen “Ginataan” – kurz für “Ginataang Halo-Halo” – zu finden.


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Bilder:
halo halo deliciousness by Joey Parsons, licensed under CC BY-ND 2.0